Ist die Abbildung der Wirklichkeit die letzte Bastion in der Gegenwartskunst geworden, um mit der Malerei über andere Medien zu triumphieren? Doch bereits der Avantgarde bot die Gattung der Dingdarstellung – das Stillleben – ein besonders fruchtbares Experimentierfeld, um neue Techniken und Darstellungsformen zu erproben. Pablo Picasso malte um 1907 keine Stillleben, sondern „er schuf ein Bild“ (Margrit Rowell) und revolutionierte damit die Moderne. Morten Buch, geboren 1970 in Kopenhagen, zählt zur skandinavischen Malergeneration, die das Erbe des dänischen Expressionismus mit der Coolness der amerikanischen Pop-Art verknüpft. Buch vergrößert banale Gegenstände der Alltagswelt, die auch zum Repertoire der Stilllebenmalerei gehören, auf wuchtige Bildformate: Vasen, Pfeifen, Schuhe oder Dosen. Seine dickschichtigen Ölbilder entfalten ein regelrechtes Fest von sinnbetonter Malerei, die uns distanzlos konfrontiert, mitnimmt, einlullt und doch irritiert zurücklässt. Denn die vermeintlich vertrauten Dinge lösen sich durch ihre bis auf 300 x 300 cm überzeichneten Formate vom gewohnten Idealbild und erscheinen uns fremd; so fremd wie manche bizarren Manipulationen heutiger Digitalbildkultur. Die „Letzte Zuflucht“ bedeutet für die junge Malergeneration nicht die getreue Abbildung der Wirklichkeit, sondern deren vieldeutige Fortschreibung in mögliche andere Bildwelten.
Die Kunsthalle Wilhelmshaven richtet die erste Einzelausstellung Morten Buchs außerhalb Dänemarks ein und zeigt in Kooperation mit dem Kunstmuseum Horsens in Dänemark, der zweiten Station vom 4.10. bis 7.12.2008, Arbeiten der letzten Jahre sowie neueste Bilder.