Die Kunsthalle Wilhelmshaven schreibt den Preis der NORDWESTKUNST alle zwei Jahre aus. Für die zehnte Ausschreibung hatten sich 558 Künstler beworben. 34 Bewerber wurden einge-laden, ihre Arbeiten in den Räumen zu präsentieren. Eine 5-köpfige Fachjury kam am 12.12.2009 zusammen, um Clemens Botho Goldbach für den Thales-Förderpreis (Künstler bis 35 Jahre) und Hanna Nitsch für den Preis des Vereins der Kunstfreunde für Wilhelmshaven e.V. vorzuschlagen. Genau ein Jahr später stellen wir aktuelle Arbeiten der beiden Preisträger in einer Tandemausstellung vor.
Clemens Botho Goldbach, geb. 1979 in Köln, setzt gefundene Materialien aus der Natur oder der Stadtarchitektur als Grundstoff seiner räumlichen „Bilder“ ein. Mal schöpft der Bildhauer aus dem Fundus der umliegenden Region und hat damit schon manchen weißen Museumsraum in eine bildhafte Waldlandschaft versetzt. Mal begibt er sich in den Außenraum des Museums und arbeitet dort mit historischen Baustoffen, die von abgebrochenen Gebäuden stammen. Seit September 2010 schmiegt sich etwa eine mittelalterliche Apsis mit gotischem Spitzbogenfenster an einen Bau des ehemaligen Auswärtigen Amtes in Bonn. Architektonische Elemente transformieren somit heutige Gebäude in eine romantische Szenerie und weisen auf eine mögliche Vorgeschichte des Ortes hin. Die Künstlichkeit der Installation macht der Bildhauer durch das konstruktive Montage-Prinzip sichtbar; auf der anderen Seite verblüfft die Echtheit des gemauerten Bauwerks, das ein gebautes Bild einer „echten“ Architektur entstehen lässt und im Betrachter vage Assoziationen an pittoreske Landschaftsgemälde des 19. Jahrhunderts auslöst.
Für den Außenbereich der Kunsthalle Wilhelmshaven plant Goldbach einen architektonischen Eingriff, der sich mit dem Kunsthallenbau von 1968 auseinandersetzt.
Hanna Nitsch, geb. 1974 in Braunschweig, beschäftigt sich mit den künstlerischen Möglichkeiten heutiger Zeichnung. Die Motive ihrer Aquarelle wirken zunächst harmlos und wecken Erwartungen an idyllische oder märchenhafte Situationen, die sie jedoch durch befremdliche Elemente sub-versiv unterläuft. Der virtuose Wechsel im Einsatz der Tusche schafft unterschiedliche Realitäts-ebenen zwischen Traum und Wirklichkeit. Die Idylle oder das Spiel mit dem Kindlichen wird durch den Wechsel von Unschuld zu latenter Aggressivität nachhaltig gestört, ohne dass die Künstlerin die spektakulären Momente zu vordergründig einsetzen würde.
Für die drei Ebenen des Kunsthallenbaues entwickelt Nitsch ein dicht verwobenes Gesamtbild ihres Schaffens mit etwa 40 Werken.