kunsthalle
wilhelmshaven
20.04.2008 – 22.06.2008

Cécile Hummel

Bildreisen. Zeichnung, Fotografie, Video

Cécile Hummel, Stazione di Firenze, Florenz 1995
Polaroid vergrößert, 30 x 40 cm

Die Zeichnerin und Fotografin Cécile Hummel, geboren 1962 in Gottlieben/Schweiz, stellt ihr Werk in einem deutschen Ausstellungshaus erstmals in ganzer Bandbreite vor.

In der Schweiz zählt ihr Werk zu der sich seit den 80er Jahren ganz eigenständig entwickelten Zeichnungstradition, die sich u. a. mit Silvia Bächli und Miriam Cahn auch Aufmerksamkeit über das Land hinaus verschaffen konnte. Gegenüber ihren Kolleginnen hat Hummel ihr zeichnerisches Spektrum von Anfang an in den Bereich der Medienkunst erweitert: Gouachen, Inkjet-Drucke, Fotografien und seit 2003 auch Videobilder stellt die Künstlerin nebeneinander aus und fügt sie vor Ort zu intuitiven Bildfeldern an der Wand zusammen. Die jeweils neu erstellte Komposition mit verschiedenen Arbeiten aus ihrem Werkfundus erhält autonomen Werkcharakter genauso wie die einzelne Skizze. Ihre Installationen sind es Makroformen eines verästelten, langwierigen künstlerischen Prozesses, den die Künstlerin immer wieder aufs Neue durchlebt: Nämlich ihre Suche nach dem „Verborgenen im Alltäglichen“ oder schlicht, „was sich mir in den Weg stellt“ (Hummel).

Die Ausstellung präsentiert Hummels aktuelle Werkzyklen Grand Tour, Paris und De Lacépède, wie auch frühere Arbeiten, die vom Reiseprozess und deren Erinnerungen handeln. Zu beobachten ist, dass das aktive Umherfahren von Ort zu Ort sich zunehmend zum Reisen von Bild zu Bild entwickelt und die Medien stärker ineinandergreifen. Fundstücke bilden alte Reisefotografien, Kunstkataloge oder Natur- und Tierenzyklopädien. Hummels bildnerische Auseinandersetzung mit der historischen Grand Tour, der obligaten Bildungsreise eines jeden Adligen im 18. und 19. Jahrhundert, findet somit über die Reproduktion bereits medial reproduzierter Orte oder Kunstwerke statt. Doch die Künstlerin interessiert nicht die herausgehobenen, dem Bildungsreisenden allzu vertrauten Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr das Randständige, das nicht im unmittelbaren Blickfeld liegt und dennoch diesen Ort konstituiert. Der vermeintlich „toten“ Vergangenheit dieser Fotos widerspricht die Künstlerin durch diverse optische Eingriffe – Verschiebungen und Verrückungen des Bildrandes – und holt sie wieder in die Gegenwart zurück. Die Reisezeit wird zur Zeitreise durch die Geschichte des Blickens auf historische Stätten anderer Länder.

Die Ausstellung umfasst circa 150 Tuschezeichnungen, Inkjet-Drucke, Fotografien, zwei Videoarbeiten sowie plastische Wandarbeiten.

Eine 108-seitige Katalogbroschüre mit Beiträgen von Beat Wismer, Dora Imhof, André Rogger, Axel Christoph Gampp und Viola Weigel sowie zahlreichen farbigen Abbildungen erscheint zur Ausstellung im modo Verlag, Freiburg/Br.

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