Preis der NORDWESTKUNST 2025 für Hee Seo und Lotti Brockmann
Die Ausstellung NORDWESTKUNST 2025 ist am 11. Mai 2025 mit Verkündung der Preisträger*innen zu Ende gegangen. Nach einer Rekordbeteiligung von 521 Bewerbungen hatte eine Vorjury zunächst 31 Positionen gewählt, die in der Ausstellung der Nominierten ihre Arbeiten präsentierten. Eine Fachjury wählte nun mit Hee Seo und Lotti Brockmann zwei Preisträgerinnen und sprach zudem lobende Erwähnungen aus, die an Laura Bossert, Isabell Schulte und Jakob Spengemann gingen. Der Preis der NORDWESTKUNST, den der Verein der Kunstfreunde für Wilhelmshaven alle zwei Jahre auslobt, ist mit einer Einzelausstellung mit Katalog im Folgejahr verbunden.
Die Jurybgeründungen:
Hee Seo ist eine Künstlerin, die Sperriges und Übriggebliebenes in Schwebezustände zu versetzen mag, in denen auch rohes Material oder technische Fundstücke zu einer natürlichen Balance zusammenfinden. Ein geschickt zersägter Lattenrost fügt sich zu einer fein austarierten Installation. Videos auf übereinander gestapelten Fernsehern zeigen gleichzeitig die Künstlerin, wie sie eine Holzlatte durch Verlagerung des eigenen Körpers auf der Schulter ins Gleichgewicht bringt. Mit sicherem Gespür für die skulpturale Form entwickelt die 1988 in Seoul geborene und in Berlin lebende Künstlerin elegante Skulpturen aus dem Gewöhnlichen und banal Nützlichen und beweist, dass die Bedeutung eines Objekts von der Aufmerksamkeit abhängt, die ihm gewidmet wird, nicht von dem Wert seines Material. „Unbedeutende Ereignisse hinterlassen oft einen tiefen Eindruck: schmale Wellenlänge“ (2021/25) heißt folgerichtig ihre in der Kunsthalle gezeigte Installation. Der Jury war dabei auch wichtig, dass in einer Zeit, in der schnell einprägsame Bilder Kunst und Gesellschaft dominieren, Hee Seos Kunst spielerisch und mit choreografischer Leichtigkeit zum geduldigen Sehen und zur forschenen Betrachtung verführt.
Lotti Brockmann erschien der Jury als notwendige Dialogpartnerin im Ausstellungszusammenhang. Mit „Planting an Anti-Monument“ ruft sie furchtlos zum Umsturz auf. Marmor genügt ihrem Denkmal vollkommen als Begriffsbestandteil eines Kuchenteigs, der überdies subversive Beigaben enthält. Die 1995 in Cuxhaven geborene und in Wien studierende Künstlerin hat Samen solcher Pflanzen in die Teigmasse gemischt, die in Wilhelmshaven nicht heimisch sind und von Ökologen häufig als „invasiv“ bezeichnet werden, weil sie das bestehende Ökosystem nachhaltig verändern können. In Zeiten polarisierender Debatten über Migration unternimmt Brockmann so eine produktive Provokation. Ihr spröde konstruiertes, auf baldigen Zusammenbruch angelegtes Objekt unterwandert die reale Natur erst, wenn Ausstellungsbesucher*innen es mitnehmen und verbreiten würden. Es reicht aber schon der Anblick der Skulptur, Unberührtheitsideologien und Reinheitsfantasien in unseren Gedanken zu unterwandern. Ein paar Minuten von dem einen oder anderen Kolonialdenkmal entfernt hat die Künstlerin ein Gegenrezept gegen unverrückbare Posen und Machtstrukturen ausgebacken. Sie fragt nach der Durchlässigkeit von Geschichtsschreibung und unserer Offenheit für kreative Durchmischung und evolutionäres Chaos – und nicht zuletzt nach der Motivation, die uns statisch sturmfeste Standbilder bauen lässt, während es uns immer größere Mühe abzuverlangen scheint, unsere demokratische Gesellschaft zu stabilisieren.
NORDWESTKUNST 2025 – 29. März bis 11. Mai 2025
Mit: Laura Bossert | Elko Braas | Serafima Bresler | Lotti Brockmann | Belia Zanna Geetha Brückner | Collectif Grapain | Manuela Grupe | Gruppe Stumpf | Tina Henkel | Charlie Holper | Janne Höltermann | Kathrin Jobczyk | Simone Karl | Leonie Kellein | Eunjeong Kim | Daniel Kuge | Laura Leppert | Wiebke Mertens | Sarai Meyron | Anna Pelz | Katja Pilipenko | Kervin Saint Pere | Léonie von Saldern | Lena Schmidt | Isabell Schulte | Hee Seo | Helen Shulkin | Jakob Spengemann | Nicola Staeglich | Philipp Valenta | Viron Erol Vert
Kuratorin: Petra Stegmann
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