Mit Blaise Drummond, Lothar Götz, Thomas Hauri, Perry Roberts
Zum 40-jährigen Bestehen des Baues der Kunsthalle Wilhelmshaven
Am 3. März 1968 wurde der dritte Bau der Kunsthalle Wilhelmshaven eingeweiht. In der ersten Ausstellung nach der Renovierung des Baues präsentieren wir erstmals ausgewählte Originaldokumente, Modelle und Pläne aus der Baugeschichte der Kunsthalle in den 60er Jahren. Der zweite Teil geht dem auffallenden Interesse heutiger Künstler an den Ikonen der Architekturmoderne nach und zeigt in vier künstlerischen Positionen die Aktualität dieses Erbes für unsere Zeit auf.
1968 ist das Jahr des politischen Wandels und künstlerischen Aufbruchs. Insbesondere die Museumsarchitektur erlebt nach 1945 ihren intensivsten Aufschwung. Der Ruf nach publikumsgerechten Bauten bringt eine Reihe bedeutender Kunsthallen und Museen hervor, die das Konzept des „Neuen Bauens“ auf den Museumsbereich übertragen. Der Musentempel wird durch die im Bau sichtbare Demokratisierung überwunden. Zu den typischen Merkmalen zählen nun eine offene Raumgestaltung mit integrierten Gartenhöfen, der Einsatz von historisch neutralen Baustoffen wie Beton, Stahl und Glas sowie eine künstlerisch gestaltete Fassade. In Norddeutschland ist der Museumsbau vom funktionalen Stil der „Braunschweiger Schule“ wie Friedrich Wilhelm Kraemer und Dieter Oesterlen geprägt. Als sich die Stadt Wilhelmshaven in den 60er Jahren entschließt, den dritten Bau der seit 1912 bestehenden Kunsthalle in Auftrag zu geben, sehen sich die ausführenden Architekten, Frank Sommerfeld, Absolvent der Braunschweiger Architektenschmiede, und Hans Günter Harms umliegende Ausstellungshallen an. Der von Oesterlen 1958 erbaute Kunstkreis Hameln dient als inspirierendes Vorbild; doch besitzt das Baukonzept und die Fassadengestaltung viele Paten, die im Wilhelmshavener Kunsthallenbau zu einem originellen Bauprogramm zusammenfließen. Damals gerieten nicht nur die Baukonzepte „in Bewegung“, sondern auch der Betrachter wurde ganz neu in den Ausstellungsraum einbezogen, wie die Kunsthalle Wilhelmshaven seit 1968 beispielhaft verdeutlicht.
Der Rückblick auf die historischen Hintergründe des Neuen Bauens ist zugleich ein Vorgriff auf deren Zukunft. Die heutige Generation von Künstlern zeigt überzeugend auf, wie die Architekten der Moderne nicht nur eine vieldiskutierte neue Phase des Bauens einleiteten, sondern auch einen optisch versierten Betrachter hervorbrachten, den die Architektur Blick für Blick für sich einnahm. Der britische Maler Blaise Drummond (1967) und der Schweizer Zeichner Thomas Hauri (1974) erobern sich den Stadtraum wieder zurück und werfen einen unverstellten Blick auf die noch heute als kalt und sachlich kritisierte modernistische Architektur des Bauhauses. Der Brite Perry Roberts (1954) spürt den Betonfassaden englischer 60er Jahre-Bauten mit der Kamera nach und entdeckt im Zeitraffer des Films deren meditatives Potential. Der deutsche Künstler Lothar Götz (1963) greift mit seiner für die Kunsthalle entworfenen Wandmalerei mit monumentalen Farbflächen in den Bau ein und entwickelt ein dynamisches Spiel zwischen Wand, Farbe und Raumgefüge.
Eine Katalogbroschüre mit zahlreichen Beiträgen und farbigen Abbildungen erscheint.